Wenn man anderen Menschen ständig Fragen stellt, dann sollte man selbst auch nicht um ein paar Antworten verlegen sein. Ehrlicherweise habe ich noch nie darüber nachgedacht, was ICH eigentlich auf die 25 Fragen an Kreative in diesem Blog antworten würde. Bis jetzt. Aber vielleicht stell ich mich erst einmal vernünftig vor …
Nina Goldhammer ist Werbetexterin und seit über 20 Jahren eine Zierde ihrer Zunft. Als Markenstrategin hilft sie Menschen und Unternehmen dabei, ihr WHY zu finden und dieses ideenreich in die Welt hinauszutragen. 2019 hat sie diesen Blog hier aufgemacht, um auch mal Texte zu schreiben, für die sie nicht skandalös gut bezahlt wird. Es hat ihr das Leben gerettet.
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Du hier und nicht in Hollywood?
Ne, lass mal, meine drei H‘s sind eher Helsinki, Holland und zu Hause.
Wer hat dir das eigentlich alles beigebracht?
Die anderen Kreativen. Ich hatte das Glück schon ganz zu Anfang meiner Textlaufbahn mit absolut großartigen Designer:innen zusammenzuarbeiten. Teilweise habe ich nächtelang geschrieben, nur um mich nicht vor den Artdirektor:innen zu blamieren, denen ich die fertigen Texte zum Einsetzen in ihre Layouts geben sollte. Dazu kamen zwei, drei Kreativdirektoren und Seniortexter, die mir gutes Feedback gegeben haben.
Aber unterm Strich muss man sagen: Wenn du Texter:in werden willst, musst du bereit sein dir vieles selbst beizubringen und unglaublich viel zu schreiben.
Welches Lied grölst du mit?
Alles von Queen, wenn keiner zuhört.
Dein kreatives Schlüsselerlebnis?
Ich weiß nicht, ob ich sowas habe, ich schreibe, seit ich einen Stift halten kann. Aber es sind die Statements einiger Kreativdirektoren, die mich geleitet haben. Sven: „Texten ist nicht Formulieren, Texten ist Ideen haben“. Paul: „Das Geld kommt von alleine.“
Viele meiner Kolleg:innen formulieren eher oder sind erst bereit sich richtig reinzuhängen, wenn die Kohle stimmt. Mein erstes Praktikum habe ich umsonst gemacht, für mein erstes Gehalt bin ich von Studienkolleg:innen ausgelacht worden.
Ich wollte trotzdem mit jeder Faser meines Herzens Werbetexterin werden und sehe es als meine Stärke an, viele gute Ideen zu produzieren und alles andere hintanzustellen. Wenn du eine gute Idee oder das richtige Gefühl hast, fallen von ganz alleine die richtigen Buchstaben zusammen.
Schneidest du dir die Haare selbst?
Hab ich einmal gemacht, hat sich aber nicht wirklich bewährt … Ich setz da lieber auf den Scheitel oder Gebhard & Schwarz in Köln.
Hast du Arbeitsklamotten?
Nö. Früher hatte ich „schicke“ Klamotten und Pumps für Kundentermine. Heute habe ich sowas nicht mehr, sondern bin der Ansicht, dass meine Kund:innen mich ruhig so wahrnehmen können, wie ich bin. Klappt astrein.
Wann stehst du morgens auf?
Zu Schulzeiten der Jungs gegen sechs, ansonsten gegen halb sieben. Am Wochenende so gegen acht. Ich bin die Frühaufsteherin in meiner Familie.
Fuck you, …
Ich verschwende nicht viel Zeit mit Groll auf die Umstände oder andere Leute.
Was machst du nur für Kohle?
Nichts. Ich mache etwas mit Leib und Seele oder ich mache es gar nicht.
Wer oder was inspiriert dich?
ALLES. Andere Kreative, Kunst, mein Mann und meine Kinder, die Natur, das Theater, im Café sitzen, morgens der erste Blick aus dem Fenster, Bücher, Gespräche, Konzerte …
Was sagen deine Eltern eigentlich dazu?
Die fanden und finden es gut, was ich mache. Manchmal bin ich mir gar nicht so sicher, ob überhaupt jeder in der Familie weiß, was der andere wirklich macht. Bei uns Kindern war irgendwie klar, dass wir studieren gehen sollten, um viele Möglichkeiten zu haben. Was wir damit dann machen, war vollkommen egal, solange man die besagten Möglichkeiten wahrnimmt.
Die Frage, die dir am häufigsten gestellt wird.
“Ist die Haarfarbe echt?“
Was machst du am liebsten?
Am Strand vor dem Hotel unseres Freundes Ali liegen und aufs Meer gucken, ein Buch und ein kühles Glas Weißwein in Reichweite.
Welche Kunst möchtest du beherrschen?
Grafikdesign. Malen. WordPress. Programmieren. Brot backen.
Dein bester Kumpel ist … von Beruf.
Ich habe zwei beste Kumpels, seit ich ca. 15 bin, der eine ist CEO und der andere Physiotherapeut. Wir sind zwar alle ziemlich unterschiedlich, aber ich schätze, wenn man uns zusammen sieht, machen wir irgendwie Sinn.
Übst du?
Nö. Ich schreibe.
Hast du schon mal ein Gedicht geschrieben?
Ja, als Jugendliche. Ich versuche immer mal wieder Songtexte zu schreiben und freue mich, wenn ich Musiker:innen finde, die da mitmachen.
Kümmerst du dich um deine Rente?
Ja. Nein. Jein.
Besitzt du ein T-Shirt deiner Lieblingsband?
Ja. Ich besitze ein Queen-Shirt, das meinem Sohn erfreulicherweise (noch) zu groß ist und deshalb nicht von ihm in seinen Kleiderschrank verschleppt wurde. Außerdem hab ich ein Shirt von Siouxie & The Banshees, an dem ich sehr hänge.
Auf was kannst du verzichten?
Auf Fleisch, Neinsager, Chefs und drei Kilo um die Hüfte herum.
Was hinterlässt du, wenn du gehst?
Die beste Familie der Welt.
Wolltest du als Kind schon so sein?
Klares Ja.
Singen oder tanzen?
TANZEN. Wer mich schon mal singen gehört hat, der weiß, dass ich eine vergleichsweise sehr gute Tänzerin bin.
Warst du schon mal angestellt?
Ja, lange. Ich habe viel über mich selbst gelernt und die besten Freund:innen der Welt gefunden.
Welches Vorurteil deiner Branche erfüllst du?
Texter:innen sagt man nach, dass sie Humor haben, ich hoffe das trifft auch auf mich zu. Ansonsten bin ich das Abbild einer chaotischen, impulsiven Kreativen. Ich kann flammende Reden halten und sie dann sofort wieder vergessen. Ich kann mich für alles begeistern, nur nicht für das Dauerhafte. Eine typische Scannerpersönlichkeit, hab ich letztens gelernt.