Mein Körper will das nicht, denke ich und bleibe nach der ersten Stunde Barreworkout mit dem Kopf nach unten auf unserem Teppichboden liegen. Mein Körper will Schokoplätzchen zum Frühstück und Netflix gucken. Der will nicht schwitzen. Der möchte jetzt gerne mal in Ruhe gelassen werden, bitte.
Trotzdem fange ich am ersten Weihnachtstag ein neues Sportprogramm an: Ich will 2024 endlich mal fühlen wie es ist, in Form zu sein und einen Handstand zu können. Leider liegen davor allerhand andere Gefühle und ich auf dem Boden. Nur noch 6 Wochen, denke ich. Ich muss es doch nur schaffen, aus einem Vorsatz eine echte Gewohnheit zu machen.
Gute Gewohnheiten. Das ganze Geheimnis von fast allem.
Studien zufolge brauchen wir rund 60 Tage, um einen bloßen Plan oder Vorsatz in eine gute Gewohnheit zu verwandeln. 60 Tage, von denen die ersten am schwierigsten sind, logisch. Danach ist Sport natürlich immer noch scheiße, du bist aber automatisch am Start und denkst nicht mehr drüber nach.
60 Tage unverarbeitete Lebensmittel essen, und du merkst, wie ekelhaft süß Zucker eigentlich schmeckt. Tatsache. Probier’s aus.
Das hilft beim Etablieren guter Gewohnheiten:
- Mach dir bewusst, welche Gewohnheiten du hast und haben willst
- Schreib dir dein (positives) Ziel auf, mal es dir aus. Siehe unten!
- Kombiniere eine neue mit einer alten Gewohnheit (morgens lesen und Matche-Tee oder einen grünen Smoothie trinken statt Kaffee)
- Etabliere immer nur eine neue gute Gewohnheit. Gute Vorsätze scheitern oft schon, weil sie in Gruppen auftreten
Gute Vorsätze, die: Kuriose, selbst auferlegte Benimmregeln, die sich am 02.01. selbst zerstören.
Ich hab irgendwo gelesen, dass diese ganze Sache mit den guten Vorsätzen aus der katholischen Kirche kommt, quasi als Kombipaket mit der Beichte. Gute Vorsätze sind Reue, reloaded – dein Versprechen, das Böse (Zigaretten, Alkohol, Fast Fashion, Zucker, deinen Ex-Partner, you name it) zu meiden und fortan nur noch das Gute (Sport machen, Gemüse essen, netter Mensch werden) zu tun.Klingt ziemlich weltfremd. Auch wissenschaftlich betrachtet ist das Abschwören des Bösen offenbar nur so semi-erfolgreich:
Nicht mehr rauchen funktioniert nicht. Frei sein und gut riechen funktioniert.
Viele Vorsätze haben eines gemeinsam: Sie sind als Verneinungen formuliert im Sinne von Nicht-mehr-dies und bloß-kein-das. Nicht mehr rauchen. Weniger Zucker oder Fast Food essen. Auf Alkohol verzichten.
Da dein Gehirn aber visuell arbeitet, kann es sich unter Negationen nicht wirklich etwas vorstellen und blendet sie sogar oft aus – es braucht eher Ja-Botschaften und positive Bilder, um zu performen. Willst du dir und deinem Gehirn also einen Gefallen tun, solltest du positiv formulieren:
- Statt Ich will keinen Zucker mehr essen
lieber Ich möchte mehr natürliche, unverarbeitete Lebensmittel essen - Statt Ich will keinen Kaffee mehr trinken
lieber Ich beginne meinen Tag ab jetzt mit einem grünen Smoothie - Statt Ich will mit dem Rauchen aufhören vielleicht eher sowas wie
Ich will frei sein, gut riechen und gesund alt werden
Ich schätze das Prinzip ist klar. Ich habe vor ein paar Jahren mit Hilfe einer (gratis) Smoke Free App mit dem Rauchen aufgehört, die mir täglich angezeigt hat, welche Funktionen im Körper sich gerade wieder erholen. Sie hat also positive Bilder im Kopf kreiert, beispielsweise von frischfröhlichen Lungenbläschen und Säcken von gespartem Geld. Bei mir hat’s funktioniert.
Was zeigt dein Spiegel 2024?
Bei Harry Potter gibt’s den Spiegel Nerhegeb, der Menschen ihre sehnlichsten Wünsche als Spiegelbild zeigt. In meinem Spiegel Nerhegeb seh ich eine Nina im Handstand, weil sie’s damals durchgezogen hat mit dem Sportprogramm. Was siehst du? In diesem Sinne: Dir einen guten Start ins neue Jahr.