Letztens im Urlaub: Ich stehe in einem neuen Bikini im Pool und werfe meinem Sohn einen Ball zu. Soweit, so schön. Noch schöner wärs allerdings gewesen, wenn ich nicht die halbe Zeit damit beschäftigt gewesen wäre, so zu werfen, dass mir die Möpse nicht aus dem Oberteil fallen. Szenenwechsel. Ich stehe im Sommerkleid vorm Spiegel – das Kleid sieht toll aus, ist aber viel zu durchsichtig. Ein Unterkleid bei 30 Grad drunterziehen? Nein, auf keinen Fall. Also wandert das Kleid wieder in den Schrank – wo es seit Jahren ungetragen hängt.
Als ich nach dem Urlaub den Koffer auspacke und das Bikinioberteil herausnehme, gehe ich, einer spontanen Eingebung folgend, in die Küche und hole mir einen großen Müllsack. Ganz ehrlich, mir reichts mit den Sachen, die theoretisch gut aussehen und praktisch nicht zu gebrauchen sind. Die kommen jetzt alle weg.
Mode muss passen – nicht ich.
Das Oberteil mit den Spaghettiträgern, das zu tief ausgeschnitten ist. Das Sommerkleid, unter das man keinen BH tragen kann. Die Hose, deren Hüftschnitt dafür sorgt, dass ich aussehe wie mit Schwimmring um die Hüfte. Der Pulli, in dem ich sofort anfange zu schwitzen. Als ich immer mehr Sachen aus meinem Kleiderschrank ziehe, bekomme ich kurzzeitig Angst vor meiner eigenen Courage. Huch, da bleibt am Ende ja kaum was außer ein paar Shirts und ein paar Hosen übrig …
Übrig bleibt das, was ich wirklich trage.
Und das, was mich durch ein schönes Leben trägt.
Nämlich die Shirts und Hosen, die nicht nur auf dem Kleiderbügel gut aussehen, sondern die nicht zwicken oder zwacken, sich angenehm anfühlen, schön kuschelig sind, leicht über die Hüften fallen – und denen es egal ist, ob ich gerade im Meeting sitze oder übers Land spazieren gehe. Von den aussortierten Sachen hab ich 90% selten oder nie angezogen. Einige werde ich durch ein tragbares Modell ersetzen müssen. Zum Beispiel bleiben von meinen Badesachen genau zwei Bikinihosen übrig. Der Rest wird für den bald anstehenden Urlaub durch einen adidas-Bikini mit sportlichem Oberteil ersetzt. Ein Badeanzug wandert auf die Wunschliste, bis zu den Ferien ist ja noch Zeit. Denn der Designer-Badeanzug aus dem Sale besteht den Hüpftest leider nicht, ohne dass mir die Träger von den Schultern rutschen. Aber es gibt ja noch mehr Designer. Und Badeanzüge. Und Gelegenheiten.
Und ansonsten? Vermisse ich nichts.
Ich nehme mir nochmals vor, von jetzt an viel mehr Zeit in die Auswahl guter Einzelteile zu stecken und nicht nur Trends hinterherzulaufen. Zum Laufen bin ich langsam sowieso zu alt. Trends funktionieren einfach nicht in meinem 50plus Real Life. Aber was funktioniert ist im Pool stehen, Ball spielen und glücklich sein. Uns dazu ist Mode ja eigentlich da, oder?
Hast du auch ein paar Teile im Schrank, die nur in deinen Träumen super aussehen und in der Realität versagen? Schreib mir dein schlimmstes Teil in die Kommentare.